heute ist der offizelle wiederbelebungstag meines blogs. dafür möchte ich dir einen kleinen einblick geben, wie ich eigentlich zum junk journaling gekommen bin. ein blog ist immer auch ein bisschen wie ein "tagebuch", in dem andere menschen mitlesen können, hauptsächlich geht es mir aber darum, dass auch DU vielleicht diese spezielle art von buch und schreiben für dich entdecken kannst, wenn du meine geschichte gelesen hast.
denn natürlich bin ich nicht eines morgens aufgestanden und habe gedacht: "heute mache ich mir ein junk journal!". ich habe, wie viele andere auch, diesen begriff lange zeit gar nicht gekannt, während der wahn in amerika z.b. schon längst ausgebrochen war. aber man kann ja auch nicht alles kennen.
angefangen hat es damit, dass ich nach einem notizbuch für meine bevorstehende reise nach rom im november 2017 gesucht habe. pingelig wie ich bei solchen sachen nun mal bin, habe ich jedoch kein "normales" notizbuch gefunden, das mir gefallen hat. ich kam schließlich auch auf den gedanken, dass ich sicherlich einige tickets, bahnfahrkarten, kassenbons, postkarten usw. während der reise sammeln werde, die sich in einem normalen notizbuch nur schwer unterbringen lassen. bei einem normalen notizbuch sind bekanntermaßen die seiten sehr dicht aneinander, aufgrund der maschinellen bindung. dort hinein etwas kleben, eine postkarte befestigen, ein ticket einstecken, geht eigentlich nicht, ohne dass das buch am ende aus allen nähten platzt.
und was soll ich mit einem normalen notizbuch anfangen, wenn ich z.b. unterwegs etwas malen möchte? wenn wasserfarbe auf normales notizbuchpapier trifft, hat man am ende alles, nur kein zufriedenstellendes ergebnis, das einen an einen schönen urlaubstag erinnert.
was also tun? pinterest ist immer eine gute antwort auf diese frage.
das so genannte "traverler's notebook" war schnell gefunden. ein ebenso maschinell hergestelltes, handliches büchlein in einem speziellen format, bei dem man sogar einzelne abschnitte heraus nehmen kann, weil alles mit einem gummiband zusammen gehalten ist. geblendet von dieser flexibilität habe ich mir also einige menschen auf youtube angesehen, die ein solches "TN" benutzen. schnell habe ich erkannt, dass es, wenn es erst einmal befüllt ist, alles andere als ästhetisch aussieht und auch nicht mehr praktisch ist. vollgestopft würde es wohl eher treffen.
durch puren zufall und wohl deshalb, weil pinterest eine sehr schlaue maschine ist, wurde mir ein bild von einem so genannten "junk journal" angezeigt. ich war zugegebenermaßen zuerst etwas irritiert, was soll das sein? ein buch aus müll?
doch dann, nachdem ich diesen begriff erst einmal gehört hatte und wusste, wohin meine weitere recherche führen wird, ratterte es in meinem hirn nur so daher... und mir wurde bewusst, dass das genau das war, wonach ich gesucht hatte, ich bis zu diesem zeitpunkt aber keinen schimmer hatte, dass es das überhaupt gibt.

von diesem moment an wurden youtube, pinterest, facebook und instagram zu meinen besten freunden. allerdings war auch die fülle an informationen so überwältigend, dass ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wo ich eigentlich anfangen soll.
das problem bestand einfach darin, dass ich unzählige tutorials gesehen hatte und unbedingt loslegen wollte. so habe ich also ein "romjournal" zusammen gestellt, aus aquarellpapier, reiseführern, stadtkarten und allem, was ich über die stadt in die finger bekommen konnte. ich habe außerdem für jeden tag der reise eine gewisse menge an platz geplant und die einzelnen tage mit den römischen ziffern versehen. im nachhinein hat sich das als etwas ungut heraus gestellt, aber ich war trotzdem stolz wie bolle, ein eigenes, selbstgemachtes journal in den händen zu halten.

eine meiner ersten und wie ich finde, überaus genialen ideen war, von jedem kaffee einen abdruck im buch zu hinterlassen. dafür habe ich, nachdem ich den kaffee getrunken hatte, die tasse kopfüber ins buch gestellt und etwas abgewartet. mit ort und datum versehen, wie ich finde, eine wunderschöne erinnerung und das journal duftet wunderbar nach kaffee.
für alle, die das nachmachen wollen, eine kleine vorwarnung: die blicke der menschen um einen herum sind mit keinem geld der welt zu bezahlen. aber als junk journaler muss man mit gewissen schrägen blicken leben, das sollte einem bewusst sein, wenn man damit anfängt *ironieende*

wenn man mit offenen augen durch eine stadt läuft, gibt es noch unzählige dinge, die man für ein junk journal benutzen kann. in vielen restaurants werden z.B. rechteckige papierstücke unter die teller gelegt, um den tisch vor verschmutzung zu schützen. diese sind meist aus braunem, ockerfarbenem oder grauem papier, manchmal mit werbeaufdruck des restaurants oder schönen motiven. was will man mehr? außerdem muss der kellner hinterher weniger abräumen, wenn du das für dein journal mitnimmst.
auch visitenkarten eigenen sich super, um z.B. tags oder taschen daraus zu machen. ich finde das eine tolle sache, denn man hat die information und erinnerung an den ort, oftmals restaurants oder bars, und gleichzeitig kann man den karten eine funktion im journal geben.
bei mir besonders beliebt: zuckertütchen. ich trinke meinen kaffee generell ohne zucker, aber bekommen tut man ja trotzdem immer eins. ich bin mir nicht sicher, wie sich das phänomen in anderen städten verhält, jedoch existieren in rom sehr viele verschiedene sorten solcher tütchen. die rückseite der tütchen wird auch oft als werbefläche benutzt und man findet manchmal richtige kunstwerke darauf.
zu hause habe ich den zucker aus den tütchen entfernt, in mein römisches zuckerglas gefüllt (falls mich mal jemand besuchen kommt: flossen weg! heiliges glas!) und die leeren tütchen im journal verwendet.
weitere ideen für ein reise-junk journal findest du im folgenden video, in dem ich durch mein fertiges journal blättere.
Kommentar schreiben
Amalie Weber (Samstag, 02 Mai 2020 15:24)
Hi Luise, genau so hat es bei mir auch angefangen! Reiseerinnerungen habe ich mir schon immer aufgeschrieben, aber ich hab immer nach einer Möglichkeit gesucht, auch Tickets, Broschüren, Speisepläne von Hotels und natürlich Zuckertütchen -:) irgendwie unterzubringen. Bei Pinterest (wo auch sonst) habe ich dann 2016 einen Post mit Reisetagebuch aus großen DIN A 4 Umschlägen bzw. DIN A 5 Umschlägen gefunden. Die Idee gefiel mir ganz gut. In den Taschen der Umschläge hat eine ganze Menge Zeug Platz, aber irgendwie war das noch nicht ganz das Richtige. Deshalb weitergesucht und über JJ`s gestolpert. Wie du erst mal gestutzt: Journal aus Müll??? Großes Fragezeichen.
Als ich dann Ende 2018 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen bin, habe ich mich intensiver damit beschäftigt und der Virus hat mich total angesteckt. Mittlerweile sind bestimmt 30 größere und kleiner Journals entstanden und es nimmt kein Ende. -:)) Mittlerweile habe ich auch Doodling und Mixed Media für mich entdeckt und experimentiere damit. Viel Spass weiterhein mit deinen tollen Journals und her mit den Inspirationen!
Ilse (Montag, 08 Juni 2020 21:05)
Hallo Luise, auch ich war auf der Suche nach einer angemessenen Bewahrung von Erinnerungsstücken, zunächst von Fotos - ja, ich bin auch im digitalen Zeitalter Fan von Fotoalben! Die Fotos wurden aber immer ergänzt durch Karten, Tickets, Ausschnitte von Flyern und Deko mit verschiedenen Papieren, manchmal Stickern, Scrapbooking war vor einigen Jahren die Entdeckung für mich. Aber da gibt es noch so einige Schriftstücke, kleine Skizzen, alte Buchseiten, Zitate, Gedichte und Ähnliches, die ich aus der Versenkung holen und mich daran freuen möchte. Ich habe schon einige Zeit rumgestöbert im Internet, aber als ich deine Website entdeckte, wollte ich am liebsten gleich mit einem altered book beginnen, musste aber erstmal Gesso und Acrylfarben bestellen. Schade um den junk, der bei früheren „Ausmistaktionen“ verloren gegangen ist!
Vielen Dank für deine tollen Anregungen, Videos und deine sympathischen Kommentare!
Ilse (Montag, 08 Juni 2020 21:19)
Unglaublich, dein Rom - Journal !!! Ich bin begeistert !
Renate Schweitzer (Dienstag, 15 Dezember 2020 11:48)
Super interessant, Deine Geschichte.
Bei mir fing es aber ganz anders an: 2019 auf einem Elfenfest in der Nähe von München. Da gab es nämlich einen tollen Stand, an dem jemand (Jutta Whitley von Funkelkram.de) ganz tolle Tage- und Zauber-Bücher anbot. Die Meisten davon hatten einen Steam-Clay-Einband, was ich bis dahin noch nicht kannte, was aber unbeschreiblich toll aussah. Ich war sofort begeistert, aber auch ein wenig geschockt von den Preisen. Ich hatte ja noch nicht die geringste Vorstellung, wieviel Arbeit in so einem Journal steckt.
Ich kam mit Jutta ins Gespräch, ob sie mir vielleicht "nur" so einen Einband speziell nach meinen Vorstellungen anfertigen würde, das Innenleben traute ich mir selber zu. Jutta bejahte das und gab mir ihre Visitenkarte, damit ich mit ihr deswegen Kontakt aufnehmen konnte. Dazu erwähnte sie aber noch, dass in ihrem Shop auch Tutorials zur Verfügung stehen, wie man so ein Buch komplett selber machen kann.
Wieder zuhause verschlang ich all ihre Tutorials regelrecht und es war um mich geschehen. Mein erstes selber gemachtes Junk-Journal war ein Zauberbuch, welches ich vor ein paar Tagen verkauft habe und das ein zauberbegeisterter Bub zu Weihnachten bekommt. Darüber bin ich unendlich glücklich.
Liebe Grüße, Renate