

gerade bei techniken, die ich zum ersten mal ausprobiere oder insbesondere auch bei solchen, die ich mir selber ausgedacht habe, möchte ich mir die zeit lassen können, ein bisschen übung darin zu
bekommen, bevor ich sie in einem journal verwende, das z.b. in meinen shop wandert oder verschenkt wird.
für diese anleitung brauchst du folgende materialien:
- eine journalseite oder ein papier deiner wahl (aquarellpapier wäre optimal, es funktioniert aber auch auf normalem papier)
- ein wenig kaffee
- eine brusho farbe deiner wahl (alternativ ein stück wasserfarbe, im mörser zu pulver zerstoßen)
- einen pinsel
- einen schwarzen fineliner (nach geschmack einen weißen stift)

was sind brushos? brushos sind eine art „wasserfarbenpulver“, winzige pigmentierte kristalle in einem kleinen döschen, erhältlich in verschiedenen farben. die kleinen kristalle reagieren auf wasser und erzeugen wunderschöne, abstrakte und oft unkontrollierbare effekte. solltest du ein solches pulver nicht zur hand haben, kannst du auch ein stück wasserfarbe im mörser zerkleinern. es sei jedoch gesagt, dass die original brushos pro farbe aus verschiedenen farben zusammen gestellt sind und sich gerade erst durch diese tatsache die tollen farbverläufe ergeben. je nachdem, wie viel wasser man hinzu gibt und je nachdem, wie stark man diese mischung dann mit pinsel, finger oder durch schwenken des papiers bewegt, vermischen sich die einzelnen farben mehr oder weniger miteinander.

im ersten schritt tunke ich meinen finger in den kaffee ein und "kleckse" ihn auf meine seite. ich denke dabei ein kleines bisschen an blumen oder blättrige gewächse, mein tipp ist jedoch, wie so oft, möglichst nicht zu denken. das fällt natürlich schwer, aber oftmals sind die ergebnisse viel interessanter, wenn man nicht so viel darüber nachgegrübelt hat.
sei in diesem schritt mit dem kaffee nicht zu sparsam. es kann sich ruhig eine kleine kaffeebeule auf deinem papier bilden, die nicht allzu schnell einzieht, denn wir wollen im nächsten schritt mit hilfe der farbe einen schönen, verlaufenden effekt erzielen. ist der kaffee zu trocken oder zieht zu schnell ein, dann ist dieser effekt natürlich nicht so intensiv. je nach papiersorte werden die ergebnisse jedoch auch sehr unterschiedlich - also probier einfach verschiedenes aus, bis es dir gefällt!

hast du ein paar kaffeekleckse fertig, kommt als nächstes der spaßige teil.
ich nehme mir mein brusho döschen (in diesem konkreten beispiel war das "sea green" - so heißt die farbe des sortiments, falls du es mit genau diesem grün nachmachen möchtest) und klopfe mit dem finger vorsichtig auf den boden, so dass durch das kleine loch im deckel die farbkristalle auf meine kaffeeflecken fallen können.
je nachdem, wie groß die kaffeefläche ist, fallen auch manchmal einige farbpigmente daneben, die trocken bleiben. mach dir darüber keine sorgen, du kannst sie später mit einem trockenen pinsel entfernen.
nun, wenn die farbe den kaffee trifft, beginnt die zauberei. du kannst nun zusehen, wie sich beides miteinander vereint, mal mehr, mal weniger intensiv.

ich habe hier zwei verschiedene dinge ausprobiert:
in der oberen reihe siehst du die kaffeeflecken, auf die ich die farbe gegeben und dann einfach abgewartet habe.
in der zweiten reihe, hier im bild, habe ich vorsichtig mit meinem finger die reaktion der kristalle etwas verstärkt, indem ich vorsichtig auf die flecken getupft habe. sie vermischen sich dann mehr und ergeben eine gleichmäßigere farbe. man kann sich das nicht so gut vorstellen, wenn man es noch nie gemacht hat. wenn du lust hast, schau das video (ganz unten) für eine konkretere vorstellung, was da genau passiert.
für diesen schritt kannst du natürlich auch einen pinsel nehmen, wenn du die brusho farbe an deinen fingern nicht magst (geht nicht so leicht wieder ab).

eine weitere sache, die ich ausprobiert habe, möchte ich dir nicht vorenthalten.
du startest mit drei kleinen kaffeeflecken in der mitte... das werden später die blütenblätter. diese hier habe ich mit einem kleinen pinsel aufgetragen, da es mit dem finger zu grob werden würde.
dabei habe ich darauf geachtet, dass der kaffee wirklich satt aufgetragen wird, es sieht dann fast so aus wie drei kleine braune perlen, die nebeneinander liegen.
(das gleiche kannst du übrigens auch mit vier punkten machen, dann bekommt deine blume vier blütenblätter).

als nächstes ganz vorsichtig, ganz wenig brusho farbe auf die drei kaffeefleckchen träufeln. du wirst schon nach wenigen sekunden sehen, dass sich dein kaffee grün färbt.
warte in diesem schritt ruhig ein bisschen ab, bevor du weiter machst. so kann die farbe in das papier einziehen und wird am ende in der mitte der blume dunkler aussehen. so kannst du erreichen, dass deine blume etwas mehr an dimension bekommt.
jetzt schnappst du dir einen pinsel und "ziehst" die blütenblätter nach außen. pass auf, dass sie sich gegenseitig möglichst wenig bis gar nicht berühren, dann hast du die ganze sache etwas besser unter kontrolle. es sieht besonders schön aus, wenn du die blätter nach außen ausblendest, wenn dein grün von der mitte her also immer blasser wird. sollte das nicht so gut gelingen, weil du z.b. hier feststellst, dass du zuviel brusho farbe benutzt hast, kannst du mit etwas kaffee nachhelfen. einfach den pinsel auswaschen und ein wenig kaffee in die blätter mischen.

du solltest das ganze jetzt gut trocknen lassen.
ich habe hier keinen fön oder ähnliches benutzt, um den prozess zu beschleunigen, obwohl ich bei solchen sachen ein sehr ungeduldiges wesen bin.
warum nicht?
wenn du dem ganzen die chance gibst, an der luft zu trocknen, entstehen an den rändern diese typischen "wasserfarbenränder", die farbe ist dort etwas intensiver und das ganze sieht schon von allein aus wie ein blatt oder eine blüte. mit einem fön würde außerdem die gefahr bestehen, dass du die farbe wegbläst.
als letztes kommt der schwarze stift zum einsatz. versuche, in deinen getrockneten klecksen blumen, blätter usw. zu erkennen und zu "doodeln". fahre mit der schwarzen linie des stifts um die blätter herum, male blattadern, blütenkelche usw. hier sind deiner fantasie keine grenzen gesetzt.
mein grün ist in diesem beispiel sehr dunkel geworden. ich habe deshalb mit einem weißen stift noch ein paar kontraste und highlights hinzu gefügt. das kannst du natürlich auch machen oder du wählst eine ganz andere farbe aus. kleine punkte und unterschiedlich dicke linien eignen sich besonders gut für diese technik.
wenn du das ganze noch genauer, in bewegten bildern, anschauen möchtest, klick gern das folgende video an (es ist auf englisch). wenn dir diese sache gefallen hat, du fragen hast oder etwas zu sagen, hinterlasse gerne einen kommentar (weiter unten auf dieser seite).
vielen dank fürs lesen und viel spaß beim nachmachen!
Luise
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